Portrait Ernst Gisel
Die Kabarettistin Margrit Läubli wünschte sich ein Porträt ihres Lebenspartners Ernst Gisel. Ich kenne den Architekten Gisel seit den 1960er-Jahren. Er baute 1961 die Kirche in Effretikon, für die ich den Taufstein entwarf. Danach verloren wir uns aus den Augen und trafen uns erst zum 50-Jahr-Jubliäum des Kirchenbaus und nahmen unsere Beziehung wieder auf. Auf Wunsch von Margrit Läubli modellierte ich also Ernst Gisels Kopf und spürte bald einmal, dass er eigentlich gar kein figürliches Porträt von sich wollte. Bei einem Besuch im Atelier war er vielmehr von meinem symbolischen Selbstporträt äusserst angetan, wählte diese Arbeit aus und äusserte gleichzeitig den Wunsch, dass ich von ihm eine interpretierende Skulptur schaffe. Bei meinen ersten Entwürfen suchte ich eine Anlehnung an die Architektur. Sie überzeugten mich nicht. Ich wollte tiefer eindringen, löcherte Ernst Gisel mit Fragen, über seine Herkunft, seine Familie, seine Arbeit, sein Denken. Dabei begegnete ich einem entschlossenen Mann, der sich durchsetzen kann, entdeckte gleich zeitig aber auch einen liebenswerten und sozial denkenden Menschen. Diese zwei Seiten wollte ich erfassen und schuf etwas Bodenständiges, neben dem auch das Weiche Platz hat. Die Skulptur steht wie ein Turm da, gleichzeitig aber wächst aus ihm auch etwas Weiches. Diese Ambivalenz vermittelt auch der ausgewählte Stein. Der Castione Granit ist hart. Aber er hat auch farblichen Schattierungen, und die strahlen Wärme aus.
Zurück